Heute geht es um ein sehr ernstes Thema, Essstörungen. Durch Zufall bin ich bei Blogger auf die liebe Morena gestoßen und war sehr Beeindruckt von ihrem Beitrag "Zwischen Kontrolle und Kalorien", denn dort schildert sie, wie sie sich selber mit ihrer Esstörung gefühlt hat. Es geht um ein Thema, um das sich viele Leute zu viele Gedanken machen, Essen.
Aus dem Tagebuch einer Essstörung
Tag 1 zu hause
Scheisse! Schon wieder eine ganze Packung M&M's weggefuttert.. Ohje, das waren ganze 1200kcal!
Ich darf heute Abend einfach nichts mehr essen. Falls ich genügend
Energie besitze, gehe ich noch eine Runde Laufen.. Ach was soll's!
Ohje jetzt ist auch noch die Chips Packung leer. Dann esse ich halt noch
welche Süssigkeiten, da sie sonst eh nutzlos rumliegen. Was weg ist,
ist dann weg! Dann esse ich NIE MEHR ungesundes.
Tag 3 im Supermarkt
Oh, KitKat White?! Die habe ich doch neulich auf Instagram gesehen. ICH
MUSS SIE PROBIEREN! Ich werde die auch nur dann essen, wenn ich wirklich
wirklich Lust darauf habe. Ich werde mich unter Kontrolle haben.
Tag 4 im Wald
Oh, endlich habe ich mich dazu aufraffen können, wiedermal Cardio zu machen. Wie viele Kalorien ich wohl verbraucht habe?
Tag 5 vor dem Spiegel
Wow, heute ist mein Bauch so flach! Ich mache wirklich Fortschritte,
juhu! Das ist alles was ich brauche.. Scheiss auf Six Pack! Heute wird
ein Eis wohl noch drin liegen..
Wie viele Kalorien dieses Eis wohl hatte? Ach was soll's, her mit dem
KitKat! Und wenn ich schon dabei bin, schwarze Schokolade schadet ja
auch nicht..
Oh gott, jetzt habe ich schon wieder zu viel gegessen.. Dabei habe ich
gar keine Zeit heute ins Fitnessstudio zu gehen.. Oh man..
Tag 6 zu hause
"Guten Tag. Ich weiss nicht, wie ich anfangen soll, aber ich glaube,
eine Essstörung zu haben. Ich weiss es schon länger, habe aber immer
wieder gehofft, es alleine zu schaffen. Es wird aber immer schlimmer und
ich möchte endlich raus aus diesem Zirkus, können Sie mir helfen?"
Du bist nicht alleine, wenn . . .
du das Gefühl hast, dass etwas mit dir nicht stimmt. Wenn dir etwas den
Schlaf raubt, dich unglücklich macht oder das Gefühl gibt, eingeengt zu
sein. Es bereitet dir schlaflose Nächte und unruhige Tage.
Dein Gemütszustand schwankt jeden Tag. Mal geht es dir gut und du
sprudelst vor Energie, Enthusiasmus und Motivation.. Du könntest mit
deiner Zufriedenheit Berge versetzen.
Doch dann kommen die grauen Tage, an denen du schlapp und motivationslos
bist.. Du bist gereizt und dich plagt immer wieder ein und derselbe
Gedanke.
Du willst eigentlich gar nicht darüber nachdenken und versuchst
krampfhaft das Leben zu geniessen. Schliesslich lebst du nur einmal,
oder? Eigentlich kannst du dich glücklich schätzen, denn du hast einen
Dach über dem Kopf, eine Ausbildung und eine Familie. Du hast Freunde.
Du hast alles Glück der Welt, denn du hast im Gegensatz zu Millionen von
Menschen in Afrika die Möglichkeit, rund um die Uhr zu essen.. Wann
immer du Hunger hast. . . Doch genau dort liegt das Problem. Essen.
Essen raubt dir den Schlaf, die Ruhe und bereichert dein Leben mit
Sorgen und Tränen, die ungehemmt über deine Wangen laufen. .
Du versuchst dein Essverhalten mit Müslis, Riegel und Gemüse zu
kontrollieren. Dein Körper dankt es dir mit einem flachen Bauch und du
strahlst. Doch dann kommen die schlechten Tage, an denen sich alles in
dir nach nur einem einzigen Stück Schokolade sehnen. Du willst ja das
Leben geniessen, oder? Also isst du verdammt nochmals dieses Stück
Schokolade. Doch dann Spielt die Kontrolle ein verrücktes Spiel mit dir
und aus einem Stück Schokolade werden dann zwei Stück.. drei..vier . .
Du kennst dieses Gefühl? Dann bist du nicht alleine. NEIN!
Darf ich vorstellen? Ich bin's. Morena. Die sonst so glückliche, positive und lebensfreudige Morena.
Keine Ahnung, wie ausgerechnet ICH mich mit dem Text oberhalb identifizieren soll.
Keine Ahnung wie meine Mutter, mein Vater, mein Freund und mein ganzes
Umfeld mich aushalten können, wenn mich die Kontrolle verlassen hat.
Keine Ahnung wie mein Körper ohne jegliche Energie stundenlang Sport treiben kann.
Keine Ahnung wie mein Magen überhaupt noch zurecht kommt, so wie ich ihn quäle.
Doch eines weiss ich. Ich bin nicht alleine. Einerseits bin ich froh,
nicht soo abnormal zu sein, schliesslich leidet mittlerweile jede dritte
Frau an einer gestörten Selbstwahrnehmung. Anderseits macht es mich
traurig, dass mein Blogpost "Mein innerer Kampf" fast 2'000 mal gelesen
wurde im Gegensatz zu meinen anderen Blogposts, die teils nicht mal die
1000 Klicksmarke erreicht haben. Es macht mich traurig, wenn ich Mails
lese, dass ich nicht alleine mit meinem Problem bin. Es macht mich
unendlich traurig, wenn ich Mädchen auf Instagram sehe, denen es noch
schlechter geht und die sich selbst verletzen, weil sie ihren Körper
nicht lieben. Weil sie keine Kontrolle haben. Weil sie weinen. Es macht
mich traurig, wenn ich unzählige Texte lese, bei denen Mädchen sich
rechtfertigen müssen, dass sie nach dem Urlaub wieder Vollgas geben
müssen, weil sie ihren Urlaub genossen haben. Es macht mich traurig,
wenn ich sehe wie verletzlich Frauen sind, weil sie ihren Körper nicht
mögen.
Vielleicht ist der eine oder andere Leser hier, der weiss, wovon ich da rede.
Vielleicht denkst auch du, dass das alles bescheuert ist. Vielleicht
hast auch du vor, dein Leben zu geniessen; das zu Essen worauf du
willst; so viel Sport zu machen, wie dein Köper mag.. Einfach glücklich
sein. Doch glaube mir, das alles ist alles andere als leicht umzusetzen,
weil unsere Gesellschaft, unser Umfeld, unsere Gedanken, die Medien,
deine Freunde, Frauen, soziale Netzwerke, Männer, einfach alles einen
Einfluss auf uns haben.
Tag 7 im Auto
"Mama.. Ich habe heute den ersten Schritt gewagt. Die Psychologin meint,
wir werden einen Weg finden, wie ich wieder sorglos Leben kann.. Meine
schlaflosen Nächte werden irgendwann auch kein Problem mehr sein, hat
sie gesagt. Ich glaube, es ist möglich, wieder das Leben geniessen zu
können ohne Angst vor Transfettsäuren, bösartigen Zuckerarten und
Kalorienbomben. " - "Endlich, mein Schatz.. Endlich. "
5 Monate und unzählige Tränen später habe ich eingesehen, dass auch eine
starke Person wie ich, den Kampf gegen eine Essstörung nicht alleine
bewältigen kann. Es braucht unendlich viel Mut, sich das einzugestehen.
Es braucht enorme Überwindungskräfte, nach dem Hörer zu greifen und
externe Hilfe zu holen. Aber ich habe es geschafft und ich bin froh,
dass ich es gewagt habe.
Ich wünsche mir, dass jede Frau auf diesem Planeten es ebenfalls
schafft, aus diesem Zyklus „Essen, Sport, Sorgen, Tränen, Kalorien,
Kontrolle, Tränen, Essen“ auszutreten und den Kampf gegen eine
Essstörung und gegen eine gestörte Selbstwahrnehmung anzusagen. Ich
wünsche es mir für dich, für deine Freundin, deine Cousine, deine
Mutter, oder auch für die, die du nicht kennst. Ich wünsche es allen
betroffenen Frauen. Ob alleine oder mit Hilfe, ich wünsche es mir
einfach.
Eure Morena.
Ich muss zugeben, dass auch ich mich teilweise mit den Tagebucheinträgen von Morena identifizieren kann und bin der Meinung, dass das vielleicht manchen Menschen die Augen öffnet. Es ist wichtig darüber zu reden, denn es muss ausgesprochen werden!